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die Wahrheit.

Ich kam nach Konstanz... Betet zu Gott, dass er mir Standhaftigkeit gibt, weil viele Gegner und Mächtige gegen mich auftreten... Aber ich fürchte nichts, ich habe auch kein Bedenken, denn ich hoffe, dass nach einem großen Kampf ein großer Sieg kommt und nach dem Sieg eine größere Belohnung und eine Beschämung der Verfolger...
M.J.Hus: Brief aus Konstanz

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Magister J. Hus gehört zu den bekanntesten und wichtigsten Persönlichkeiten der böhmischen Geschichte. Er ist vermutlich 1371 in Husinec in Südböhmen geboren; eine Grundbildung hat er in Prachatice erhalten, in Prag hat er 1393 den akademischen Grad des Baccalaureus erworben. 1396 wurde Hus zum Magister der freien Künste ernannt. Er lebte in der Zeit von König Wenzel IV. Hus wurde von der gewaltige Entwicklung in allen Bereichen des damaligen Lebens sehr beeinflusst, die schon in Gang gekommen war während der Regierung des Vaters von Wenzeslaus, des böhmischen Königs und römischen Kaisers Karl IV (gestorben 1378), des Sohnes von Jan Lucemburský und der letzten Přemyslidin. Prag wurde damals zum Zentrum des Reiches: eine neue Stadt (die Neustadt) wurde gegründet, das Prager Bistum wurde zum Erzbistum erhoben, 1348 wurde von Karl IV. eine Universität gegründet.

Die damalige Kirche war tief verweltlicht und in manchem verdorben z.B. durch allgemeine Korruption, die päpstliche Macht und Autorität waren zurückgegangen; es ist die Zeit der Gegenpäpste in Rom und in Avignon. In ganz Europa treten verschiedene Reformer auf. Die Bewegung des Konziliarismus bestreitet die päpstliche Autorität und überträgt sie auf ein Kirchenkonzil. Es tauchen auch Gedanken auf, dass die Vollmacht in geistlichen sowie den weltlichen Dingen der weltlichen Obrigkeit gehört (Marsilius von Padova) und dass jemand, der eine Todsünde begangen hat, weder ein geistliches noch ein weltliches Amt ausüben kann, weil er dazu nicht berechtigt ist (John Wiclif). Gleichzeitig lässt sich auch ein Streben nach der Erneuerung der Frömmigkeit und des Kirchenrechts nachweisen. Die mächtige Bewegung Devotio moderna (d. h. neue Frömmigkeit), an deren Wurzeln Geert de Groote aus Holland (1340–1384) steht, verkündet die Erneuerung des Menschen in Christus und sie verbreitet sich auch in Böhmen.

Karl IV. war ein frommer Christ und wünschte sich aufrichtig eine Erneuerung der Kirche. Er hat persönlich Reformprediger berufen oder sie zumindest unterstützt; so kann man z.B. Konrád Waldhauser (†1369) und Milíč aus Kremsier (†1376) nennen. Milíč hat sogar eine neue Kommunität für bußfertige „gefallene Frauen" gegründet (Jerusalem genannt), wo die durch die Predigten verkündigte Erneuerung ihren praktischen Ausdruck fand. Eine sehr wichtige Persönlichkeit, die zu den unmittelbaren Zeitgenossen von J. Hus gehörte, ist Matěj aus Janov (†1394), der empfiehlt, häufig das Abendmahl zu empfangen.

Jan Hus selbst – und die ganze tschechische Reformation – setzt Reformen im Sinne und im Geiste der Heiligen Schrift und der frühen Tradition der Kirche durch. Das wurde zum Ziel aller Reformbemühungen. Die sehr enge Verbindung des Glaubens mit dem Leben wurde ein typisches Charakteristikum für die tschechische Reformation.

König Wenzeslaus hat 1397–98 mit seinem Hof eine Reise nach Frankreich unternommen. An dieser Reise hat auch Hus teilgenommen. Danach begann er an der Universität seine Vorlesungen. 1400 nahm er die Priesterweihe an. Im Wintersemester 1401/02 wurde er zum Dekan der Artistischen (heute Philosophischen) Fakultät ernannt. Seit März 1402 predigte er in der Betlehemskapelle, die 1391 errichtet wurde, um das Predigen in tschechischer Sprache zu ermöglichen.


Am Anfang des 15. Jh. kamen die Werke von John Wiclif aus England nach Böhmen, die Hus besonders dadurch beeinflussten, dass sie sich für die Einführung einer besseren Ordnung in der Kirche eingesetzt haben und scharfe Kritik an der empirischen Gestalt der Kirche übten. Einige neue Gedanken von Wiclif, z.B. vom heiligen Abendmahl (Wiclif lehrt, dass hier keineswegs das wahre Blut und der wahre Leib Christi gegenwärtig ist), akzeptiert Hus nicht und bleibt auf dem Boden der kirchlichen Tradition. Er ist jedoch angesichts der Deformation der Kirche, in einer Zeit in der die Kirche zuerst zwei, nachher sogar drei Päpste hat, begeistert von Wyclifs Gedanken, dass die Kirche eine unsichtbare Gemeinschaft der zur Erlösung Erwählten ist, dass in der sichtbaren Kirche, wenn sie nicht fähig ist, nach dem Evangelium zu leben, die weltliche Macht Ordnung schaffen soll, und dass niemand für sein Amt nur durch den Auftrag, sondern auch durch seine moralische Qualifikation legitimiert sein muss. Johannes Hus war nicht nur – wie es oft gesagt wird – ein Epigon von Wiclif. Doch sehr nahe war ihm Wiclifs Methode des Denkens, es gab ähnliche philosophische und geistliche Wurzeln: wie bei Wiclif war auch bei Hus eine Neigung zum Platonismus vorhanden, beide haben den heiligen Augustin bewundert.

Der Prager Erzbischof Zbyněk Zajíc von Hasenburg hat zuerst die kritischen Ansichten von Hus unterstützt, ja er hat ihn sogar zweimal zum Synodalprediger ernannt. Die Streitigkeiten um Wiclif an der Prager Universität, die 1403 begannen (die tschechischen Professoren haben ihn verteidigt, die Ausländer haben Wiclif als Ketzer verurteilt), wollte der Erzbischof durch das Verbot der Wiclifschen Ansichten beenden. Damit beginnt der Bruch mit dem Erzbischof.

Seine Gegner erregte Hus durch seine Kritik, die er nicht nur an der Universität äußerte, sondern auch auf den Synoden. Diese Kritik war üblich und modern in den intellektuellen Kreisen und wurde sogar in der tschechischen Sprache von der Kanzel in der Betlehemskapelle vorgetragen. Im Zusammenhang mit der Tätigkeit von Hus in der Betlehemskapelle sind seine Sonntags- und Festtagspredigten und die tschechische Abfassung von einigen lateinischen geistlichen Liedern entstanden (z.B. Jesus Christus, du freigiebiger Priester) und ethische Traktate wie z.B. Die neun Goldstücke, Über die sieben Todsünden, Der kleine Sündenspiegel und ein Traktat gegen die Vermehrung des Eigentums der Kirche.

Nach 1408 wurden die Angriffe gegen Hus seitens seiner Gegner immer stärker. Manche kamen aus den Reihen des weltlichen Klerus und des Ordensklerus. Der Grund war die Kompromisslosigkeit und Wahrhaftigkeit des Predigers. Vorwand war die Tatsache, dass er sich dem in England sowie auch in Böhmen verbotenem Wiclif angenähert hatte, der 1384 gestorben war.

Als Wenzeslaus IV. Anfang 1409 wegen des Widerstandes der deutschen Professoren nicht erreichen konnte, dass sich die Prager Universtität an den französischen Vorschlag zur Lösung des päpstlichen Schismas anschließt (der Vorschlag war, dass beide Päpste abtreten sollten und ein neuer gewählt wird, erließ er am 18.1.1409 das sogenannte Kuttenberger Dekret. Durch dieses Dekret wurde vom König den tschechischen Professoren an der Universität drei von vier Stimmen verliehen. So wurde die Unterstützung des Vorschlags des Königs abgesichert. Nach der neuen Ordnung wurde Magister Johannes Hus im Herbst zum neuen Rektor der Universität gewählt.

Der Erzbischof ließ 1410 die Schriften von Wiclif verbrennen. Dagegen protestierte Hus von der Kanzel und wurde dafür mit dem Bann belegt. Aber Hus setzte seine Tätigkeit fort. Er schrieb sogar über dieses Thema ein Traktat De libris hereticorum legendis Über die zu lesenden ketzerischen Bücher. Der Erzbischof klagte Hus beim neuen Papst Johannes XXIII. an, und Hus wurde zum päpstlichen Gericht gerufen, wohin er aber nicht ging. Im Gegenteil: er verstärkte noch seine Tätigkeit in der Betlehemskapelle und an der Universität. Er schrieb ein Traktat Replica contra occultum adversarium. Der Erzbischof verstärkte den Bann, er ließ den Bann noch beim Papst bestätigen und im März 1411 in allen Kirchen in Prag proklamieren. Der jähzornige König verwies den Erzbischof Zbyněk der Stadt Prag, der nach Ungarn zum König Sigmund wollte, aber unterwegs gestorben war. Zum neuen Erzbischof wurde Albík aus Uničov; die Situation in Prag wurde dadurch nicht ruhiger, sondern verschärft.


Mit der Bulle des Papstes Johannes XXIII. kamen 1412 die zum Verkauf der Ablässe Bevollmächtigten in die Stadt. Jan Hus ist schon am 7. Juni bei der öffentlichen Disputation gegen diesen Heiligtumsverkauf aufgetreten und dazu hat er die Gedanken von Wiclif benutzt. Einige Magister (z.B. Štěpán Páleč, Stanislav aus Znojmo) verurteilten aber einige Grundgedanken von Wiclif. Hus verteidigte ihn, was den Verlauf seines Streits negativ beeinflusste. Er veröffentlichte seine Traktate zu diesem Thema (Defensio quorundam articulorum Joannis Wiclif).

Im Juli hatte Hus in der Betlehemskapelle drei Handwerker, Jan, Martin und Stašek beerdigt, die beim Streit um die Ablässe verhaftet und meuchlings hingerichtet wurden. Über Prag wurde ein Interdikt verhängt. Während des Aufenthaltes von Hus durften keine sakralen Handlungen wie Taufen, Gottesdienste oder Beisetzungen in Prag ausgeübt werden, und es bestand die Gefahr, dass auch der König verbannt wird. Hus verließ deshalb Prag im November. Bevor er die Stadt verließ, hatte er einen Schritt gemacht, der ihn zu einem wahrhaften Reformator großen Stils gemacht hat: er hat sich auf eine Instanz berufen, die das kanonische Recht zwar nicht bekannte, die aber für einen Christen entscheidend ist: auf seinen persönlichen Erlöser und Richter, Jesus Christus (18. Oktober 1412). Danach hielt er sich meistens auf dem Lande auf, vor allem auf der Burg Kozí Hrádek bei Tábor. Sehr oft besuchte er von dort aus Prag, denn inzwischen war die Situation ruhiger. Auf dem Lande predigte er dem Volk in tschechischer Sprache und schrieb eine ganze Reihe von Schriften. Noch 1412 entstehen die Schriften: Erklärung des Glaubensbekenntnisses, des Dekalogs und des Vaterunsers, Die dreiquellige Schnur, im folgenden Jahr die Schrift Über den Heiligtumsverkauf, Der große Sündenspiegel, Das Töchterchen, Über die sechs Irrlehren und im Jahr 1414: Der Kern der christlichen Lehre. Im Winter 1412/1413 entstand ein wichtiges Traktat in lateinischer Sprache De ecclesia, Von der Kirche, in dem seine Lehre zusammengefasst ist. Auch wenn er sich hier ziemlich an Wiclif orientiert und ihn oft zitiert oder paraphrasiert, geht es um ein wichtiges originales Werk. Gewiss stimmt er nicht in allem mit der kirchlichen Tradition überein, aber die Intention des Werkes ist ganz klar: er möchte eine Kirche ohne Makel und Befleckung. 1413 hat Hus noch einige lateinische Antworten zu den Vorwürfen seiner Gegner geschrieben.

Im Herbst 1414 wurde ein Konzil nach Konstanz einberufen um endlich in der Kirche Ordnung zu schaffen. Hus hatte sich entschieden, zum Konzil zu gehen. Seit dem Sommer lebte
er in diesem Jahr in der Nähe von Rakovník auf der Burg Krakovec, er predigte in der Umgebung und bereitete die Reise nach Konstanz vor. Es entstand die berühmte Rede Sermo de pace, Die Friedensrede, mit der er das Konzil ansprechen wollte.

Von führenden tschechischen Adeligen begleitet verlässt Hus am 14. 10. 1414 Prag. Am 3. November kommt er in Konstanz an. Schon am 28. 11. wird er verhaftet und sitzt dann im Gefängnis in Konstanz und an verschiedenen Orten in der Umgebung. Einige Male wurde er vor das Konzil geführt und genötigt zu widerrufen. Im Gefängnis hat Hus einige kleinere Traktate und viele bewegende Briefe geschrieben. Er hat nicht widerrufen, er wollte belehrt werden, worin er sich irrt. Als verhärteter Ketzer wurde er verurteilt und am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Nach der Exekution wurde seine Asche in den Rhein gestreut.

Der Tod von Hus hat in Böhmen einen Sturm erregt und zu hundertjährigen Konflikten geführt. Er hat aber das wahrhaftige Engagement von Jan Hus für die Wahrheit Jesu Christi und für das wahrhaftige, reine und moralische Leben des Einzelnen und der Gesellschaft bezeugt, ihr opferte er sein eigenes Leben.

Kommentare   

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